Anlage X / Schwarzwaldau
Ein Bogen von NICOLAUS v. OTTENDORF bis zu
JOHANNES von NEUMARKT
Hugo von Czettritz (25) und (26) sieht in Nicolaus Ottendorf
den frühesten bekannten Besitzer von Schwarzwaldau. Der
Autor schreibt in Band I :
„1371
erfahren wir zum ersten Mal den Namen des Schlossherrn von Schwarzenwald.
Es ist dies der Nicolaus Ottindorf. Auf dem „hucze“ zu Swarczinwalde kommt
eine Einigung zwischen Natko, des Herrn Natken von Skalitz Sohn, und dem Abt von Grüssau
wegen einer Entschädigung zu stande, die der Abt zu
leisten hat. (Reg.
O / Nr. 4)
In einer Urkunde von
1373 (Reg. O /
Nr. 5) wird die alte Veste castrum Swarczinwalde genannt.
Nicolaus Ottindorf verkauft vor der Herzogin Agnes von Schlesien dem
Kloster Grüssau die Haine hinter dem Dorfe Czedir und zwischen diesem Dorfe und dem castrum Swarczinwalde.
Nach dieser Seite hat
also Schwarzwalde damals eine größere Ausdehnung gehabt, als heute“.
Zunächst zu den beiden genannten
Regesten in Band II von Hugo von Czettritz :
Reg. O / Nr. 4 / 1371
: Es wird über die Einigung zwischen Natko und
dem Grüssauer Abt um die (vermeintlichen) Ansprüche
von Natko an das Gut zu Schoninberg
(Schömberg) gesprochen.
Dann heißt es wörtlich
: „Darüber findet eine Einigung
statt „uff dem huze zu Swarczinwalde“
im Beisein des Herrn Bogusch Kepphil
(vermutl Kreppil),
Herrn Witiko Beme und des
alten Bartusch,
Erbvogt zu Landishute und Nickil
von Ottendorf“. …
Itel Bartusch wird bereits 1368 in LB B / 316 / 5
XI 1368 als Erbfogt zu Landeshut
genannt. Cunrad und Heinrich, Söhne von Günczel v. Buchwald, verkaufen ihm Zins in Kuder im WB. von Hayn. Einer der
Zeugen ist Kunemann von Sidlicz.
Es werden hier aber
weder die Namen Nickel Ottendorf, noch Moelberg genannt.
Reg. O / Nr. 5 : 1373. am Tage der hl. Lucia (Dezember 13.) Schweidnitz. –
Vor Herzogin Agnes
verkauft Nicolaus Ottindorf dem Kloster Grüssau die Haine hinter dem Dorf Czedir
und zwischem diesem Dorfe und dem „castrum Swarczinwalde“.
Ich schätze die
Arbeiten von Hugo von Czettritz im Hinblick auf die
Geschichte von Schwarzwaldau sehr; hier war es aber
geboten, genauer zu recherchieren.
Es schien mir zunächst
einfach unbegründet, nur auf Grundlage der beiden o. g. Regesten zu schließen,
dass Nickel Ottendorf das Lehen Schwarzwaldau um 1371
/ 1373 innehatte.
Auch steht diese These
ja im Widerspruch zu Landbuch C / 646 / 1
X 1371, wonach Herr Wittche Behem
seiner Frau Jutta das Haus Schwarzenwalde als
Leibgedinge überschreibt.
Bei meinen Recherchen ergab sich folgendes :
- Reg. O / Nr. 5 / 1373 ist nicht
vollständig wiedergegeben. Es fehlt der Satzteil „…prout pridem Gunczellinus de Moelberg
et dictus Nicolaus de Ottendorf
ipsa per se haberunt.
- Zwischen den Buchwald (Seidlitz) und dem Kloster Grüssau
bestanden lange Beziehungen. Die Buchwald hatten größeren (Wald –) Besitz in
der Nähe
von Zieder. 1372 verschreibt Cunrad
Buchwald j. Z. in Zieder an Gunther von Molberg. (LB. C / 714 / 1372)
Es ist m. E. davon
auszugehen, dass in Reg. O / 4 vom
10.August 1371 Herr Witiko
Beme als Gastgeber bei der Einigung auf Schwarzwaldau und Nickil von Ottendorf
als potentieller Erbe der Landvogtei zu Landishute zu
sehen sind, wie die weiteren Ausführungen beweisen.
LB. A / 53 / 20.IV.
1367
Nicolaus de Ottindorf
detit uxori sue Margarethe tres mansos in Sibothindorf villa districtus Swidnicensis nomine dotalicii. Tutores sunt fraters eius, dominus Hanke
et Bartusch Hosener advocatus in Landishut, … presentibus Heynkone de Sidlicz, Heynkone de Mayenwalde, Petzoldo de Betschow, Gunczelino de Lazan, Gunczelino de Swyn, Johanne de Logow et Petro de Czedlicz.
LB. A / 54 / 20.IV.
1367
Domina Elisabeth olim
filia Lutholdi Melot vendidit domine Margarethe eius sorori et uxori Nicolai de Ottindorf et pueris eius omnem porcionem
seu devolucionem paternalem …. Zeugen wie bei LB. A. 53. .
- LB. C / 786 / 13.XII. 1373 und
Excerpta E / 768 / 1373 :
Der geistliche Herr Hanko (Presbiter),
Bernhard (Bartusch), Elisabeth und Katherina, die Söhne und Töchter des Leuthold Melot, verzichten auf alle
Erbansprüche hinsichtlich der Erbvogtei in Landeshut,
welche (daraufhin ) Nicolaus Ottendorff
seiner Frau Margarethe als Leibgedinge verschreibt.
Tutores
: Johannes Wasserabe und Heinrich von Bögendorff.
Zeugen
: Nickel und Clericus Bolcze
Gebrüder, die Ritter Menzel von Niebelschütz und Thimo und Conrad Gebrüder von Ronau,
Conrad und Peter
Gebrüder von Salzbrunn (*) und der Notar Johannes von Slewicz. *) Bei den Gebrüdern
von Salzbrunn handelt es sich um Niebelschütz !
- LB. Bd. I / A 87 / 1383 :
Margaretha, fogetynne zu der Landishuthe erwirbt von den Wassirabe
das vorwerk zu Dirchsdorf.
- LB. G / 661 / 31. I.1399 :
Agnes, die Frau des Nickel Jungelinge (ein Bruder von Katherina, der Frau von Thamme v. Lasan) hat einen
Bruder, Rudolf – foyt czur Landishute.
- LB. G / 665 / 31. X. 1399 :
Paul Ottendorf verkauft Margaretha, foytinne czur Landishute und Rudolf foyt irem sone
Zins auf zwei Mühlen czur Landishute.
Es bestand somit
folgende verwandschaftliche Verbindung
:
Nicolaus von Ottendorf
ist der Vater von Agnes, der Frau des Nickel Jungeling.
Thamme von Lasan ist ihr
Schwager.
- Reg. 6694 / 1341
: Herzog Bolko II. bestätigt den Bürgern von Landeshut den Salzmarkt.
Zeugen u. a. Hans, Erbvogt zu Landeshut, Lutold, sein Eidam (Schwiegersohn)
- Excerpta
E 996 / 1375 :
Hensil Bartusch überträgt seiner Frau Mantsche Besitz in Jonsdorf im WB. von Striegau. Der
Vormund der Frau war ihr Sohn Bartusch.
Interessant sind auch
hier die Zeugen : Nickel vom Czeisberge, Heynke von Meyenwalde, Gunczel vom Sweyn, Menzel von Nebilschicz,
Heinrich Wiltberg,
Thamme von Lazan …
In Landbuch Bd. III / 1396 – 1407
wird Nickel Ottendorf nicht mehr genannt.
Allerdings ist Thammone
de Lazano erster Zeuge, neben Opecz
Czeginberg und Heynczone de
Ceyskberg, als die Kinder von Ulrich Ottendorf, Paul,
Eneda und Ilse, sich mit ihrem Vetter Paul Ottendorf
über ihren Anteil, den sie an „den czweyen molen czur Landishuth
hatten“, einigen“.
Es gibt einige sehr frühe
Nennungen von Zeugen mit dem Namen Ottendorf und Reussendorf
in den Regesten zur Schlesischen Geschichte :
-
1293 / Reg. 2263 : Herzog Bolko
verleiht ein Allod bei Löwenberg dem Heinrich von Reussendorf, „wie es
vordem Kunemann von Seidlitz
innegehabt hat“.
-
1313 / Reg. 3383 : Kunemann
und Hermann Gebr. von Zidliz (Seidlitz)
und Heinrich von Ottendorf sind Zeugen
bei Herzog Heinrich von Jauer, als Albert Bavarus einen
Jahreszins
an das Kloster Leubus vergibt.
-
1317 / Reg. 3700 und 1327 / Reg. 4698 : Herr
Peter von Ottendorf ist herzogl. Landschreiber
(Protonotar) von Herzog Heinrich von
Fürstenberg und Jauer.
Urkundlich auch genannt :
Syffrit von Rutsindorf und Kunat von Zeedlitz.
-
(Reg. 4665) Herr Peter von Ottendorf, Protonotar bei Herzog Heinrich und
sein Bruder Apeczko
verkaufen Erbzins auf die Brot -, Schuh - und Fleischbänke in Jauer an das
Cistercienserkloster zu Liebenthal.
Zeuge u. a. : Albert der Baier (s.o.!)
-
1329 / Reg. 4880 : Thomas von Ottendorf und Ginoca von Ottendorf, herzogl.
Hofrichter, Zeugen von Herzog Konrad von
Schlesien und Herr von Oels
Siebmacher / Abgest. Schl. Adel / Bd. III /
Seite 40 : Raussendorf / schlesischer Uradel,
seit dem 13. JH. vorkommend. Nickel und Seifried von Raussendorf
werden 1330 auf Plagwitz (Kr. Löwenberg) und 1322 gemeinsam mit ihrem Bruder
Johannes – Canonicus von Sancta Cruz in Breslau – mit
Ottendorf Kr. Bunzlau, sowie 6 Hufen zu Groß –
Rackwitz belehnt.
Peter von Ottendorf
auch genannt in den Regesten zu Münsterberg : 4908 /
5060 / 5249 / 5254 / genannt. – Codex. diplomaticus Silesiae / Band 27 /
Seite 78
Ab 1340 wird Johannes von Neumarkt als Hofnotar des Herzogs
von Münsterberg genannt.
Spätere Nennungen und mögliche Zusammenhänge :
-
1377 / „Urkunden und Regesten zur
Geschichte der Grafschaft Glatz“ / Volkmer und Hohaus / 1883 :
Urkunde vom 5. Nov. 1377 : als letzter Zeuge genannt : OTHINDORFF
-
Ilse von Lasan, Tochter des Gunczel von Lazan, war mit Conrad
von Reussendorf verheiratet. (LB. D / 475 / 1386)
Einige
„Hintergrundinformationen“ zu Nickel von Ottendorf und Bischof Matthias :
- Bei Rudolph Stillfried (41) / Seite 156 / findet sich folgender Hinweis :
Nickel
von Ottendorf war der Erbe von Mathys, Bischof zu Trybe (Trebrunn), der 1361
von den Gebrüdern
Ellende und Jerus von Betschow das Dorf Sybotendorf mit
Zuberhör
kauft. („ …der Erste besaß das Dorf mit
Zubehör, der Andere den Kretscham daselbst“
- Tschersich
(15) / Seite 50 schreibt :
Bolko II. hatte Konrad von Betschow
mit Dorf und Gut Sybothendorf (Seitendorf) belehnt,
der beides an seinen Bruder Ellende (d. i. Ausländer) verkaufte. (*)
… von
den Betschow kam der Besitz (Sybothendorf) 1361 an Herrn Matthys, Bischof zu
Trebrunn, auch
Weihbischof Mathias von Neumarkt genannt, und dessen Erben
Nickel von Ottendorf auf Reußendorf.
(*) : In
„Geschichtliche Nachrichten vom Geschlechte Stillfried von Rattonitz“
findet sich auf Seite 154
folgende Abschrift einer Urkunde : 1352 an St. Margarethen – Abend. Cunrad von Betschof verkauft
all’ sein Gut auf Sybotendorf
an seinen Bruder Ellenden.
Zeugen
: Cuno v. Ronow, Reyntsche Schoff, Hans v. Logow, Hanns v. Lozan,(R.v.S.-K. Teil V /
Seite 37 : Hans v. Lazan), Apecz v. Seidlitz,
Luthe Woyth, Peter v. Zedlitz, Landschreiber.
- Excerpta / E 495 / 7.3.1371 :
Die Herzogin gibt Nikolaus Ottendorf das Gut Sybottendorf des WB Schweidnitz
mit allem
Zubehör, wie es dem verstorbenen Herre Mathis, Bischof zu Triben,
gehört hat.
Zeugen : Hr. Nickel Bolcze,
Hr. Fridrich vom Pechwinkel, Hr. R. Schoff, Hr. Gunczel von dem
Swyn, Hr. Nickel
von dem Czeisberge, Heinke Wiltberg,
Marschalk, Peter Rosiz und Peter von
Nebilschitz. Lt. LB. A /
53 / 1367 hatte Nickel von Ottendorf
bereits vorher einen Besitz von 3 Hufen in Seitendorf.
Bei Tschersich
finden sich auf den Seiten 57 ff. folgende interessante Ausführungen :
Im Zehntregister
findet sich zwischen Hermsdorf und Dittersbach, mit 7 ½ M. Zehnt, Ottendorf !
Da das Doppeldorf Salzbrunn mit 90 Hf. 8 M. zehnten sollte, der Bischof aber
mit 5 M. sich begnügte, muß Ottendorf in besserer
Lage gewesen sein. Die reichlich Hf. weisen auf Dittmannsdorf
und Reußendorf hin, mit der Kirche in der Mitte, wie
bei Zirlau und Polsnitz.
Zusammengefaßt :
Damit haben wir zumindest eine plausible Erklärung
für den Namen und die ursprüngliche Herkunft von Nicolaus von Ottendorf.
Man muß ihn sicher eindeutig dem Reußendorf bei Waldenburg zuordnen, auch wenn er die
Erbvogtei in Landeshut innehatte.
Ich habe keine Angaben gefunden, die darauf hindeuten, dass
Nicolaus Ottendorf, auch nicht zeitweilig, Besitzer von Schwarzwaldau
war.
Es finden sich aber genügend Hinweise für eine engere
Verbindung zu den Seidlitz, Behem,
den Niebelschütz, den Molberg,
den Ronaw und
den Betschaw.
Insbesondere die in LB. A / 53 / 1367 und Excerpta E 495 / 1371
genannten Zeugen belegen dies.
Nicht unbeachtet sollte bleiben, dass Nicolaus Ottendorf und
Gunczel von Moelberg
einst gemeinsamen Wald – Besitz bei Zieder hatten. (wahrscheinlich von den Buchwald erhalten,
die wiederum sehr oft gemeinsam mit den Betschaw genannt
werden).
Die Betschaw zeigen im Wappen ein
Mühlrad.
Siehe aber auch meine gesonderte Ausarbeitung zu den
MOLBERG.
MATHYS, BISCHOF zu TRYBE :
-
http://www.hergemoeller.de/personen/m.htm
:
Matthias von Neumarkt / Matthias Noviforensis
(Tribunensis)
Titularbischof von Trebinje,
Weihbischof von Breslau (1362 – 1370)
Matthias ist der
(jüngere) Bruder des Johannes von Neumarkt
Trebinje : http://de.wikipedia.org/wiki/Trebinje
Stadt im südlichen Teil von Bosnien und Herzegowina.
Die Gegend war durch Serbien und die othodoxe
Kirche dominiert, aber :
… „In Trebinje residierte eine
Zeit lang ein römisch – katholischer Bischof aus
Dubrovnik“.
Von 1470 – 1878 herrschten die Osmanen über Trebinje.
In den „Urkunden Herzog Ludwigs I. von Brieg wird
der Bischof Matthias von Trebigne
mehrfach genannt.
Anl. X / Seite 4
In der Urkunde vom 22. April 1361
wird ausgeführt, dass Herzog Ludwig das Dorf Jarislowicz
(Jerasselwitz bei Breslau) an den Bischof Matthias von Trebigne verkauft, nach dem Tode des Bischofs soll der
Besitz an seinen Schwestersohn Andreas, Pfarrer in Colonia prope
montem civitatis, gehen. (*) (Joseph Klapper: eine der
Schwestern der beiden Bischöfe war mit einem Ebirwein verheiratet; ein Sohn aus dieser Ehe ist 1361
Pfarrer der Stadt Kolin)
(*) :Es gab bei Brieg die Orte /
Besitztümer Alt und Neu Coeln.
Alt Coeln
gehörte kirchlich zu Karlsmarkt / Ketzendorf /
Ketzerdorf.
JOHANNES von NEUMARKT :
Er war ein Wegbereiter
des deutschen Frühhumanismus.
Er stand in Verbindung
/ Korrespondenz mit den großen italienischen Humanisten
Cola de Rienzo und Francesco
Petrarca, die er bei seiner Reise nach Italien auch
persönlich kennenlernte. (Reise im Gefolge von Karl
IV.)
Im Umfeld von Johannes
von Neumarkt entstand der erste Kreis von Humanisten nördlich der Alpen.
Er reformierte die
lateinische und deutsche Kanzleisprache / Buch „Summa cancellarii“ / und
half dadurch die neuhochdeutsche Sprache vorzubereiten bzw. zu verbreiten.
Er war ein bedeutender
Übersetzer und verfasste Gebete und Erbauungsschriften.
Äußerst interessant
sind die einzelnen Etappen seiner Entwicklung :
Staatliche Laufbahn :
Tätigkeit in der
Breslauer Kanzlei von König Johann von Böhmen,
Um 1340 tritt er in
die Dienste der von Herzoge von Münsterberg.
Am 16. Juni 1340 wird
er erstmals als Hofnotar Bolkos von Münsterberg
urkundlich genannt.
Seit 1347 Notar,
Hofkaplan und Secretarius des Königs Karl IV.
1351 Kanzler der
Königin
1352 Protonotar
(oberster Schreiber)
1353 – 1374 Hofkanzler
von Kaiser Karl IV..
… „Parallel zur
staatlichen verlief seine kirchliche Laufbahn …“:
Um 1344 ist er Pfarrer
in Neumarkt bei Breslau.
In einer Urkunde wird
er als Johannes de Altamuta, plebanus
in Novoforo, bezeichnet.
Seit dieser Zeit nennt
er sich Johannes de Novoforo oder Noviforensis.
Joseph Klapper erläutert
in seinem Buch über Johannes von Neumarkt, warum er sich gerade nach dieser
schlesischen Stadt nannte, die doch nur seine frühe Entwicklung begleitete :
… „Mit kluger Entschlossenheit hatte Johann seinen Blick bei seiner
Bewerbung um eine Pfarrgründe gerade auf Neumarkt
gerichtet. … Neumarkt war seit einem Jahrhundert in wirtschaftlich –
rechtlicher Hinsicht neben Breslau der bedeutendste Vorort Schlesiens, der
Oberhof, von dem die Schöffensprüche, die Grundlagen aller städtischen
Rechtsordnung, ausgingen, die „Mustersiedlung“, die Heinrich I. an der Hohen
Straße um das Jahr 1210 geschaffen hatte“ …
1352 zum Bischof von
Naumburg ernannt, trat aber das Amt nicht an, sondern :
1353 Bischof zu Leitomischl, (1353 – 1364)
1364 übernahm er das Bistum
Ölmütz. (1364 –
1380)
1380 wurde er zum
Bischof seiner Heimatdiözese Breslau gewählt, er starb aber bevor er sein Amt
antreten konnte.
In der Urkunde über
die Entsagung aller Ansprüche auf Schweidnitz – Jauer durch Herzog Bolko von
Münsterberg vom 28.Januar 1370 sind Zeugen :
Johannes byschoff
zu Olomuncz und Petir byschoff czu dem Leutmuschel.
Reg. 6647 / 1341 : Johann v. Alta Mutha (Hohenmauth i. Böhmen),
Kanonikus der Kirche zum Hl. Kreuz i. Breslau, hzgl.
Hofprotonotar.
Lehns – und Besitzurkunden Schlesiens … / Grünhagen / Markgraf :
1351 November 15 : Johannes Noviforensis
unterzeichnet für König Karl IV („per dominum
Regem)
– Wratislaviensis et Glogoviensis
ecclesarium canonici et secretaarii nostri !
Anlage
X / Seite 5
Die Angaben zur Herkunft
von Johannes von Neumarkt sind z. T. sehr unterschiedlich
:
-
http://www.bautz.de/bbkl/j/Johann_v_n.shtml
: (Kirchenlexikon)
Geb. um 1315 in
Neumarkt bei Breslau. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. … J.
stammte aus einer großbürgerlichen stadtadelsgleichen Familie.
† 24.12.1380
vermutlich auf den Ölmützer Bischofsgütern.
-
http://www.biologie.de/biowiki/Johannes_von_Neumarkt
Geb. um 1310 in Hohenmaut (Vysokė Mỳto) / Böhmen. † 24. Dezember 1380
in Leitomischl.
-
http://lexikon.meyers.de/Johannes_von_Neumarkt
: Geb. um 1310, † 24.12.1380
Ausführlich berichtet
Dr. Joseph Klapper über Johannes von Neumarkt in :
„Johann von Neumarkt,
Bischof und Hofkanzler : religiöse Frührenaissance in Böhmen zur Zeit
Kaiser Karls IV.“ (Schriftenreihe Erfurter theologische
Studien / Leipzig, St. – Benno – Verlag / 1964)
Johannes von Neumarkt
wurde um 1310 in Hohenmauth / Altamuta
/ Vysoké Myto / in
Nordböhmen geboren. („zur hoen Mautte“
= Mautfeste an der Straße von Prag nach Schlesien)
Er entstammte einer
kleinbürgerlichen (offensichtlich sehr armen) deutschen Familie. Über Johanns Kinderjahre
haben wir keine urkundlichen Nachrichten. Seine Eltern hießen Nikolaus und
Margarethe. Johanns jüngster Bruder war Mathias.
Es wird von mehreren
Schwestern der beiden Brüder gesprochen.
Sie und ihre Nachkommen
werden von Johann und – siehe oben – von Matthias gefördert.
Eine ältere Schwester
ist mit mit dem Hohenmauther
Stadtrichter Rudlin (Rudolfus)
Royt verheiratet. Ihr Sohn ist 1394 Dekan an der
Prager Universität.
Eine andere Schwester
ist mit einem Ebirwein verheiratet – s. o. !
Im Briefverkehr des
Johannis Novoforensis (Ferdinand Tadra)
wird auch von einer leiblichen Schwester des Johannes – Elisabeth – gesprochen,
die mit einem Ritter Henricus de Alberendorf
(?) verheiratet war.
In einem anderen Brief
schreibt Johannes von einem d. (dominus) Dirslaum de Hetkenwald ?,
(vielleicht Hawkenwald = Hochwald) als „sororium nostrum dilectum“ – ich übersetze
das mit „durch die Schwester (sororius =
schwesterlich) zur Familie gehörend“. (dilectus = rekrutieren)
Johann von Neumarkt
war vermutlich der direkte Nachfolger von Peter von Ottendorf im Amt des
Hofschreibers /
Protonotars bei Herzog Bolko von Münsterberg !
Wo Johann seine
Schulzeit verbracht und wo er vor allem seine Kentnisse im Notariatsdienste erworben hat, wird nicht
ausdrücklich erwähnt. Zeitig schon finden wir ihn in der zu Böhmen gehörenden Haupstadt des Landes Glatz. Dort
ist er irgendwie in frühen Jahren heimisch geworden. …
Dort war die dem Lausitzer Uradel entstammende Familie der Pannwitz ansässig und, wie in Niederschlesien, auch im Glatzer Gebiet reich begütert. Zu dieser Familie ist Johann
in Verbindung getreten, als er (noch) in bedürftigen Verhältnissen lebte.
Als seine besonderen
Wohltäter nennt er später dankbar die Brüder Nikolaus, Wolfram und Johann Pannwitz. Er war mit Nikolaus Pannwitz
und Otto von Donyn befreundet.
Vermutlich hat Johann
die Schule der Malteser in Glatz besucht und dann für
die Familie Pannwitz die Rechts – und Wirtschaftsgeschäfte
geführt. Offensichtlich auf Empfehlung dieser Familie trat er wohl dann auch um
1340 in die Dienste von Herzog Bolko I von
Münsterberg.
… Seinen jüngeren
Bruder Bruder Matthias gibt er zur Ausbildung nach Leubus in das älteste und vornehmste Zisterzienserkloster
Schlesiens.
Da Johann von Neumarkt
durch sein Kanzleramt bei Karl IV. oft seine Aufgaben als Bischof von Leitomischl nicht
wahrnehmen konnte, läßt er für seine geregelte
Vertretung seinen Bruder Matthias noch vor 1354 nach hier kommen.
Er wird unter dem
Titel eines Bischofs von Trebinje – Mrkanj (in Herzegowina) als Weihbischof von Leitomischl in Aussicht genommen. Die Weihe verzögert sich
bis 1355. Matthias hat sein Amt auch nach dem Weggang von Johann aus Leitomischl bis zu seinem Tode am 01. April 1370 bekleidet.
„Er verstarb ohne öffentlich irgendwie hervorgetreten zu sein“.
Paul Bretschneider / berichtet in „Schlesische
Wappen in mittelalterlichen Handschriften“ :
(Zeitschrift des Vereins für
Geschichte und Altertum Schlesiens / ZVGS 72 / 1938 / S. 1 – 24)
über zwei Wappen des Johannes von
Neumarkt :
-
Wappen des Bistums Leitomischl
-
Persönliches Wappen Johanns : Schild geviert, jedes ! der vier Felder in Rot einen weißen doppelschwänzigen Löwen enthaltend. „… Der Schild mit den
vier entkrönten Löwen trägt deutlich die Merkmale
königlicher Verleihung“.
Anlage
X / Seite 6
Zu Pannwitz
/ Panewicz :
Zwischen den
Pannwitz und den Glaubitz (Seidlitz ?) bestanden verwandschaftliche Beziehungen. So heißt es z. B. In „Urkunden und Regesten zur
Geschichte der Grafschaft Glatz“ unter dem 24. Jan.
1348 :
„Otte und Otaker von Gloubus, di hern Wolvrams von Panwicz Kinder vurmunt sind“.
Zeuge ist u.
a. Gunther v. der Stercze.
Heinrich Lefl, der Sohn von Gunczel von Lazan, wird 1388 als Schwager des Wolfhard Glaubitz zu
Mittelwalde bezeichnet.
Sehr häufig
werden die Namen Glaubitz – Panwicz – Stercze und Knoblauchsdorf gemeinsam genannnt.
Heinrich v. Stercze, der älteste Sohn von Gunther v. der Stercze, war mit N.
v. Knoblauchsdorf verheiratet.
In Reg. 6798
/ April 26 1342 heißt es zum Siegel des Wolfram von Panewicz,
Burggraf von Glatz :
Über dem halbgespaltenen und
geteilten, nach rechts geneigten Schilde ein Helm mit zwei Büffelhörnern.
Umschrift „† S – WOLFRAMI – De – PANEWICZ“
Das Siegel
von Ticzco de Panewicz ist
so dargestellt : Im
runden Siegelfelde ein Helm mit zwei Büffelhörnern. Umschrift „† S - TIC[Z]CONIS – DE - [PANEWITZ]“
< www.Wappenbuch.de > / Tafel 55 zeigt das
Wappen PANWITZ wie bei Wolfram von Panewicz :
Schild aus drei Feldern – oben links :
weiß /
oben rechts : rot / unten quer : Schwarz (braun?)
Helm : Büffelhörner li. oben : weiß
/ re.
oben : rot / unten : schwarz (braun?)
Reg. 4581 / Oct. 23. 1326 : Werner von Panewitz
überlässt dem Klarenkloster in Breslau Land in Naslewitz
(Naselwitz Kr. Nimptsch). Zeugen : Gunczelin v. Swyn, Hartmann v. Ronow, Juvenis und Kekil gebr. von Czirna, Rypert Unvogil, herzogl. Hofrichter, Heinrich Buchwalt,
Jakob, herzogl. Kirchenschreiber.
In LB. C / 508 / 25.IV. 1371 werden bei einem Verkauf in Wilkau als Zeugen
genannt : herr Friedrich von
Pechwinkel, herr Remschel
von Opul, herr Witche Behem, Matthias Panewiz, Nitsche Nebilschicz,
Peter Rosicz,
Peter Nebilschiz.
Die
gemeinsame Nennung Witche Behem
und Matthias Panewiz ist m. E. kein Indiz für eine direkte Beziehung
von Nickel Ottendorf zu Schwarzwaldau, passt aber in
das oben beschriebene verwandschaftliche Geflecht.
Das „Rätsel“ um die Verbindung
zwischen Bischoff Matthias und Nickel Ottendorf löst sich über die Urkunde Nr.
465 / 26. August 1352 aus dem Codex Diplomaticus Saxoniae :
Dietrich von
Rechenberg beurkundet, dass sich Hermann von Breitenbach einerseits, und
Otto von Panewicz mit seinen Brüdern andererseits, über
Besitzanteile im Dorf Ottendorf
(Oberottendorf bei
Bischofswerda in der Oberlausitz) einigen.
Hermann von
Breitenbach erhält danach den Besitz Ottendorf.
Anmerkungen :
Die nobiles von Panewicz
haben neben dem gleichnamigen Besitz bei Bautzen ihren Herrensitz in
Panewicz bei Bischofeswerda
(12 km von Ottendorf entfernt).
1262 : Thydericus, auch Tuzo
de Panewicz.
-
Heinrich und (ein) Dytrich von Rechenberg werden 1362 im Zusammenhang mit den
Eltern von Thamme von Laasan
- Apecz von Seidlitz und Kunigunde
von Marschowitz - genannt.
-
Die Söhne von Gunczel
von Laasan verkaufen 1388 ihren Besitz Freudenberg an
Heinrich
von Rechenberg.
-
die von Rechenberg und die von
Haugwitz haben den gleichen Ahnherrn, das gleiche Wappen.
-
Otto von Haugwitz war mit Gertrud
von Pannwitz, Tochter des Titzko
von Pannwitz,
verheiratet.
- noch vor Ende des 14. JH. ist Ritter Tycek von Panowitz Besitzer von
Freudenberg.
(Siehe
hierzu auch Anl. I / Schwarzwaldau)